Die super sympathische Wahl-Mainzerin Julia bezeichnet sich selbst als  Crazy Plant Lady. Sie inspiriert ihre Leser auf ihrem Blog und Instagram Account und gibt Tipps für einen grünen Lifestyle. Dabei beschäftigt sie sich mit den Themen Müllvermeidung, Fair Fashion, Ernährung und Minimalismus. Mehr erfahrt ihr im spannenden Interview.

Ich umgebe mich nur mit Dingen, die mir zu 100% gefallen – ob das nun 10 oder 100 Bücher sind, ist egal. Aber durch das Kriterium des Gefallens hat sich mein eigener Besitz enorm minimiert.

Julia

Kannst du dich bitte kurz unseren Leser*innen vorstellen?
Moin, ich heiße Julia, bin 25 Jahre alt, Nordlicht und Wahl-Mainzerin. Ich blogge seit November 2017 auf www.greenandwhales.com über das Thema Nachhaltigkeit – Müllvermeidung, Minimalismus, Fair Fashion … alles, was mich im Alltag beschäftigt, findet auch Einzug auf meinen Blog. Zudem organisiere ich gemeinsam mit einer Freundin die örtliche Refill Aktion hier, Refill Mainz. Ich halte Vorträge und gebe Workshops rund um das Thema Nachhaltigkeit, um auch offline Menschen zu erreichen.

Foto by Lichtrausch Fotografie

Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?
Low waste und faire / Secondhand Mode

Was ist dein Einstiegstipp für Personen, die nachhaltiger leben möchten?
Schaut euch in euren eigenen vier Wänden um: Wie lebe ich? Was konsumiere ich? Was ist mir wichtig? Was für Müll produziere ich am meisten (Verpackungen, Einwegprodukte, Lebensmittel …)? Nur, wenn man sich bewusst ist, wie man selbst lebt und an welchen Punkten man ansetzen kann um diesen ‚grüner‘ zu gestalten, kann man auch loslegen. Auf Teufel komm raus losrennen und alles mögliche neu kaufen bringt zum Beispiel reichlich wenig und ist nicht nachhaltig.

Was motiviert dich, etwas für unseren Planeten tun zu wollen?
Ich finde die Zukunftsprognosen extrem erschreckend – bis 2050 mehr Plastik als Fische in den Meeren? Das könnte tatsächlich Realität werden. Doch nur meckern und sich darüber beschweren bringt nichts. Man muss schon aktiv werden, um was zu verändern.

Deine 3 Lieblinge: Instagram-Account, Buch, Doku
Puh, da gibt es wirklich viele tolle Instagram-Accounts. Ich folge recht vielen tollen Menschen, ihr könnt gerne mal bei mir schauen, wem ich so folge.

Was sind deine langfristigen Ziele?
Ich möchte noch mehr Menschen für das Thema Nachhaltigkeit begeistern – auch außerhalb meiner schönen grünen Instagram-Blase. Dafür möchte ich noch mehr Vorträge halten, Workshops geben und offline, direkt vor Ort zeigen, wie leicht es sein kann, nachhaltiger zu leben.

Was sind deine liebsten Produkte, um Müll im Alltag zu vermeiden?
Definitiv die Edelstahltrinkflasche, das Allround-Talent Jutebeutel, die Snackbag, die Rasierhobel, … es gibt wirklich echt viele tolle Produkte um Müll zu vermeiden!

Was sind deine liebsten Marken im Bereich Naturkosmetik und Fair Fashion?
Naturkosmetik: liebevoll Naturkosmetik, Martina Gebhardt, Studio Botanics, acaraa, Rosenrot Manufaktur
Fair Fashion: Organic Basics, Jan ’n June, Armed Angels, Veja

Hast du eine Morgenroutine? Wenn ja, wie sieht sie aus?
Nicht wirklich. Ich bin ein Morgenmensch und stehe gerne früh auf, um mir Zeit für mich zu nehmen. Mal ist das ein Kaffee auf der Couch, mal ein paar Seiten lesen, mal einfach noch ein bisschen träumen. Sowas variiert, je nachdem wozu ich Lust habe und wann genau ich aufgestanden bin. Aber was für mich definitiv dazu gehört, ist das Handy erst mal nicht zu beachten. Erst wenn ich anfange, mich fertig zu machen und an den Schreibtisch zu setzen, werden Instagram und Co geöffnet. 

Foto by Lichtrausch Fotografie

Was bedeutet es für dich, bewusst zu leben?
Bewusste Entscheidungen zu treffen, kritisch zu bleiben, Bestehendes zu hinterfragen und nicht alles einfach so hinzunehmen. 

Lebst du minimalistisch im klassischen Sinne?
Nein, nicht im klassischen Sinne. Ich mag es grün und habe viele Pflanzen. Auch würde ich mich eher unwohl fühlen, wenn ich auf kahle weiße Wände gucken würde. Ich umgebe mich nur mit Dingen, die mir zu 100% gefallen – ob das nun 10 oder 100 Bücher sind, ist egal. Aber durch das Kriterium des Gefallens hat sich mein eigener Besitz enorm minimiert.

Fühlst du dich durch deine nachhaltige Lebensweise in manchen Situationen oder Bereichen eingeschränkt?
Nein, das wäre auch eher kontraproduktiv. Es gibt für so vieles Alternativen oder andere Möglichkeiten, auf die man möglicherweise nicht direkt kommt. Ich fühle mich viel freier als vorher und habe das Gefühl, enorm von dieser Lebensweise zu profitieren.

Viele glauben, sich vegan zu ernähren sei einseitig oder langweilig. Was ist dein Lieblingsrezept, um Nicht-Veganer davon zu überzeugen, dass das nicht stimmt?
Es gibt so viele tolle, vegane Rezepte! Ein Favorit ist definitiv dieser Linsenaufstrich: der zeigt, das vegan sehr lecker und vor allem überhaupt nicht teuer sein muss.

Gibt es vegane Restaurants oder tolle faire Läden in Mainz, die du weiterempfehlen möchtest?
Ich kann jedem nur empfehlen, einmal ‚Noahs Restaurant‘ einen Besuch abzustatten – dort gibt es wahnsinnig gute, vegane Pizza. Und für Geschäfte und weitere Restaurants habe ich auf meinem Blog eine Liste angelegt, die findet man hier.

Welche Nahrungsergänzungsmittel kannst du Personen empfehlen, die sich pflanzenbasiert ernähren wollen?
Vitamin B12. Das ist extrem wichtig! Wer sich unsicher ist, sollte auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen und ein Bluttest machen lassen – so können Mängel etc. festgestellt werden.

Was wäre dein Wunsch an Fast Fashion Unternehmen und große Lebensmittelhersteller?
Das endlich ein Umdenken stattfindet. Dass kein Mensch und kein Tier für die Produktion unserer Konsumgüter oder Lebensmittel mehr leiden muss. 

Bio, regional, beides… was ist für dich die beste Lösung und wo kaufst du deine Lebensmittel gewöhnlich ein?
Ein guter Mix aus beidem, sodass es sich in Waage hält. Manchmal ist beides leider nicht möglich, das wäre natürlich ideal. Am liebsten kaufe ich im unverpackt Laden und auf dem Wochenmarkt ein. Falls letzteres zeitlich nicht klappt, statte ich auch dem Bio-Supermarkt gerne einen Besuch ab.

Wenn du einen Wunsch frei hättest, was wäre er?
Dass das, was wir als außergewöhnlich oder besonders finden, endlich Normalität wird. Fair Fashion zu kaufen, auf die Herkunft der Lebensmittel zu achten sollte nicht mehr die Ausnahme sein, sondern die Regel. Denn die Umwelt geht uns alle was an, nicht nur einen kleinen Teil der Bevölkerung.

Zeit für ein Schlusswort. Was möchtest du unseren Lesern mitteilen?
Oft werde ich gefragt, wo man denn anfangen soll, wenn man nachhaltiger leben will. Ich kann nur sagen: Fangt einfach an. Wenn ihr Clean Ups organisieren wollt: do it. Wenn ihr vegan leben wollt: Legt einfach los. Wenn ihr ein Urban Gardening Projekt in deiner Stadt starten wollt: Schnappt euch Gießkanne und Schaufel und ran an den Speck! Die meisten Gründe, etwas aufzuschieben oder wieder zu verwerfen, sind in unseren Köpfen. Unsere Komfortzone ist bequem, es ist schön und vor allem einfach dort zu verweilen. Doch durch grübeln und Ausreden suchen, kann man leider nichts erreichen – deshalb: Raus aus der Komfortzone und loslegen!